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Meilenstein beim Mädchenwerk

Grundsteinlegung für 14 Millionen Euro teure Modernisierung des Berufsbildungszentrums

Im Einladungsschreiben war die Rede von einem „historischen Moment“, den es zu feiern gelte. Und nichts weniger dürfte die Grundsteinlegung für den Ersatzbau des Mädchenwerks Zwiesel am gestrigen Mittwoch gewesen sein. Mit einem Aufwand von 14 Millionen Euro soll das Berufsbildungszentrum für soziale Berufe bis Ende 2020 grundlegend modernisiert werden. Der Großteil der alten Gebäude weicht Neubauten.

Die Probleme juristischer Art, die den Bau immer noch begleiten – der Rechtsanwalt einer Nachbarin bekämpft das Vorhaben –, kamen an diesem Vormittag nur am Rande zur Sprache, Feierstimmung war angesagt. Vor zahlreichen Ehrengästen (siehe Artikel-Ende), die von der Lehrerband bestens unterhalten wurden, blickte in der Aula der Schule Josef Wetzl, Geschäftsführender Vorstand des Mädchenwerks, kurz zurück auf den Januar 2015. Damals hatte Dr. Stefan Oster für das Projekt das „sehnlichst erhoffte Licht entzündet“, wie Wetzl es ausdrückte.

Der Passauer Bischof hatte die von Erdabsenkungen massiv geschädigten Schulgebäude besichtigt und daraufhin entschieden, die Diözese müsse hier tätig werden. Acht Millionen Euro aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls wurden für das Projekt letztlich zugesagt – der entscheidende Faktor bei der Finanzierung. Wetzl dankte dem Bischof, dem Landkreis, der Stadt und allen anderen Stellen und Personen, die sich für den Bau eingesetzt haben.

Er unterstrich die nach wie vor gültige christliche Basis des Mädchenwerks. Die Schule wolle nicht nur Wissen vermitteln, sondern die Schüler auch befähigen, „ein Leben aus dem Glauben zu führen und sich in der Welt als Christen zu bewähren“. Wetzl rief die Anwesenden auf, dabei zu helfen, das Lebenswerk der Schulgründerin Dr. Elisabeth Hieke „in deren Sinn für das Allgemeinwohl unserer Region weiterzuführen“. Mit den Ersatzbauten für die aus den 1950-er Jahren stammenden Schul-, Verwaltungs- und Internatsgebäude wolle man „einen Leuchtturm für die Region“ schaffen. Deshalb sei in die Vorplanungen ein pädagogisches Fachplanungsbüro eingebunden worden, das neueste Erkenntnisse aus der Baupädagogik eingebracht habe.

Gemeinsam mit Schul- und Internatsleitung, Lehrkräften, Schulsekretärinnen, Architekten und dem Planungsteam widmete man sich laut Wetzl den zentralen Fragen: Welche Schule, welches Lehren und Lernen wollen wir – und welche Architektur unterstützt das? Die neuen Schulräume sollen sich, wie der Vorstand erläuterte, in „Lernlandschaften“ gliedern, miteinander in Kommunikation stehen und zusammen ein logisches Gefüge ergeben. Der Mensch in seiner Individualität stehe aber immer im Mittelpunkt.

Wetzl trug dann auch ein Grußwort des wegen einer kurzfristig anberaumten Sitzung verhinderten Helmut Brunner vor. Darin begrüßt der Staatsminister ausdrücklich das finanzielle Engagement der Diözese, das zweifellos eine Attraktivitätssteigerung dieser so wichtigen Bildungseinrichtung bewirken werde.

Die Grüße des bei der Bischofskonferenz in Fulda weilenden Stefan Oster überbrachte Generalvikar Dr. Klaus Metzl. Er betonte, dass der Grundstein des Mädchenwerks das christliche Menschenbild bleibe, so wie schon unter der „visionären“ Gründerin Dr. Hieke. Die Diözese habe sich bei dieser Millioneninvestition bewusst für den Standort Zwiesel entschieden, so Metzl. Das sei ein klares Ja zur Bayerwald-Region.

Bürgermeister Franz Xaver Steininger meinte, der alteingesessene Begriff Mädchenwerk solle mehr in den Hintergrund treten und stattdessen die Tatsache in den Mittelpunkt gerückt werden, dass es sich hier um ein „Berufsbildungszentrum für soziale Berufe“ handle. Dazu könnten die neuen Räume beitragen. Als glückliches zeitliches Zusammentreffen bezeichnete es der Rathaus-Chef, dass parallel zum Mädchenwerk-Vorhaben die Stadt an die Verwirklichung des Feuerwehrhaus-Neubaus ging. Denn dadurch konnte man das Grundstück des alten Gerätehauses, das direkt neben dem Mädchenwerk liegt, an die Schule abtreten. Damit sei das Feld für eine städtebauliche Entwicklung in diesem Bereich geebnet worden.

Hochachtung sprach Steininger Josef Wetzl und dem gesamten Team aus, das in die Baumaßnahme involviert ist. Und Dank zollte er Bischof Oster, an dessen Adresse der Rathaus-Chef sagte: „Wir sind überzeugt, dass jeder Euro hier gut angelegt ist.“

Architekt Robert Brunner unterstrich die Notwendigkeit der Maßnahme: „Ich habe noch kein Bauwerk gesehen, das so dringend ersetzt werden musste.“ Es habe sich gezeigt, dass ein Neubau wirtschaftlicher sei als eine Sanierung der völlig maroden Gebäude. Brunner gab einen kleinen Ausblick auf den Zeitplan: Derzeit läuft der Bau des neuen Internats, das drei Geschosse haben und 45 Plätze bieten wird. Es soll im Oktober 2018 fertiggestellt werden, danach folgt der Abbruch des Schul- und Verwaltungsgebäudes. Der Start des zum Großteil viergeschossigen Schulneubaus ist für April 2019 terminiert, der Abschluss des Gesamtprojekts für Ende 2020. Von der alten Substanz erhalten bleibt nur der rote Klinkerbau aus dem Jahr 1975. Auch Robert Brunner schloss mit einem Dank an alle Beteiligten.

Josef Wetzl dankte dann noch explizit der Nachbarin Anneliese Hieke, die durch ihr Ja zu einer Bebauung direkt an der Grenze das Projekt überhaupt ermöglicht habe. Auch von allen anderen Nachbarn – mit einer Ausnahme – habe man Zustimmung zu dem Vorhaben bekommen.

Danach marschierten die Gäste hinunter zur Baustelle, wo Generalvikar Metzl zusammen mit Dekan Martin Prellinger dem Bau und besonders den Menschen, die hier arbeiten, den Segen erteilte. Danach wurde in eine vorbereitete Mauerfuge die „Zeitkapsel“ eingelassen, in der man neben Bauplänen, Kostenaufstellungen, einem Grundbuchauszug und Euro-Münzen auch die aktuelle Ausgabe des Bayerwald-Boten verstaut hatte. Die Feier klang bei einem Buffet in der Schule aus.